Weinberg des Weinguts Clos Cristal, Loire

Weinreise Loire

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Eine Reise an die Loire stand schon lange auf meinem Wunschzettel. Umso mehr freute es mich, als ich Ende Mai dorthin eingeladen wurde. Mit einer Gruppe Journalisten aus aller Welt durfte ich fünf Tage in dieser tollen Weinanbauregion verbringen. Untergebracht waren wir im Hotel Fontevraud Abbey, welches im Herzen der Loire liegt und sich als perfekter Dreh- und Angelpunkt für unsere Ausflüge in die verschiedenen Appellationen und Sehenswürdigkeiten erwies.

Doch Fontevraud Abbey allein war schon beeindruckend: So viel Geschichte (die Abtei wurde im 12. Jahrhundert gegründet) und sowohl architektonisch (die Türme und Kreuzgänge sind fantastisch) als auch landschaftlich (so viele Plätze laden hier zum Verweilen und Entspannen ein) wirklich sehenswert.

5 Tage, das bedeutete:

  • 380 verkostete Weine quer durch alle Regionen von über 100 Winzern
  • Ganz viele neue Stilistiken von Chenin Blanc und Cabernet Franc kennenlernen
  • ganz viele Sehenswürdigkeiten besuchen
  • viele Genussmomente erleben
  • die Liebe der Menschen zu ihrer Region spüren
  • tolle Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen und
  • 1000 neue Eindrücke sammeln

Aber jetzt alles der Reihe nach:

Tag 1: Anreise und offizielle Begrüßung


Anreise: Flug Frankfurt-Paris, Zug von Paris bis Saint-Pierre des Corps, Bus bis Hotel. Nach der Ankunft erstmal ein Weinchen (selbstverständlich einen Chenin Blanc, eine der Hauptrebsorten an der Loire). Am Abend folgte dann die offizielle Begrüßung durch das Loire-Wein-Team mit anschließendem Dinner im Restaurant des Hotels; natürlich samt Weinbegleitung. Ein wirklich gelungener Start dieser Reise, der Freude auf die kommenden Tage machte.

Tag 2: Olympisches Feuer, Crémant und eine Bootsfahrt auf der Loire


Der Morgen begann mit den Festivitäten zum Einzug des Olympisches Feuer beim Montsoreau Castle. Wir durften live mit dabei sein, bevor es dann zur ersten Weinprobe weiterging (die Erste von Vielen). Crémant de Loire stand auf dem Programm. Zusammen mit den Winzern, die einem Rede und Antwort standen konnten wir in einem freien Tasting uns durch die Crémants probieren – und hier warteten schon die ersten schönen Überraschungen auf mich. Die Crémants von der Domaine Vincendeau haben mir besonders gut gefallen, insbesondere der Crémant ZeitLos 2019. Ja, ein deutscher Name. Schnell war ich mit der Winzerin im Gespräch und erfuhr, dass sie ursprünglich aus Deutschland kommt und jetzt in Frankreich ihren Traum lebt. Ein wirklich netter Plausch und eine schöne Geschichte.

Nach dem Tasting ein kleiner Spaziergang durch die Weinberge von Saumur-Champigny (hard fact: 1500ha Weinbau verteilt auf 9 Gemeinden), danach weiter zu einer Bootsfahrt auf der Loire. Selbstredend mit einer weiteren Verkostung, hier wurden die Weine aus Anjou vorgestellt. Und ich muss sagen: Die wunderschönen Ufer und Weinberge der Loire vom Wasser zu bewundern, dazu die Anjou Weine verkosten und das Mittagessen zu geniessen – das war ein wirklich tolles Erlebnis.

Im Anschluss standen drei Verkostungs-Stationen rund um Saumur (Saumur Castle, Brezé Castle in den Weinbergen und Berrye Fortress auf dem Plan: Thema war hier die neue Klassifikation des Saumur Blanc: Saumur Blanc DGC. Die ansässigen Winzer setzen sich dafür ein, dass die Besonderheiten der Lagen und Böden der trocken ausgebauten Chenin Blancs bekannter werden und wir durften die Unterschiede der sechs Unterregionen schmecken: Berrie, Brézé, Brossay, Courchamps, La Cote, Puy-Notre-Dame. Die Qualitäten der Weine war wirklich beeindruckend, das sind definitiv Weine, die zum Reifen gemacht sind.

Vor dem Dinner gab es dann noch eine Verkostungsmöglichkeit mit Weinen aus der AOP Vouvray, inklusive passendem Fingerfood mit dem Focus auf verschiedene Pfeffersorten. Das Abendessen wurde dann an einer beeindruckenden langen Tafel serviert mit passenden Weinen aus Vouvray. Besonders in Erinnerung sind mir hier die beiden Sparklings von Domaine D’Orfeuilles (2021 Jahrgang und der Feuilles d’Or 2014) und Domaine de Margalleau (NV), beide natürlich zu 100% aus Chenin Blanc. Die AOP Vouvray ist eine kleine Enklave in der Region Touraine und umfasst ca 2.000 ha Weinberge. Es ist eine reine Weisswein-Anbauregion.

Tag 3: Masterclasses und Zeremonie einer Weinbruderschaft


Wir starteten mit 2 Masterclasses: Nummer 1 behandelte die Weine aus der IGP Val de Loire – 6 Weine von der Auvergne bis Nantais: wir entdecken den Einfluss den Terroirs auf den Geschmack der Weine entlang des letzten wilden Flusses der Loire. Hier werden auf 4.600 ha insgesamt 31 verschiedene Rebsorten angebaut. Darunter auch weniger bekannte wie beispielsweise Grolleau Gris oder Tressalier. Hautrebsorte ist hier tatsächlich mit 46 % Sauvignon Blanc, gefolgt von Chardonnay mit 30%. Das Klima ist hier ozeanisch geprägt mit etwas kontinentalen Einfluss.

Bevor es zur zweiten Masterclass ging gab es noch ein freies Tasting mit Rosé-Weinen vom Val de Loire und Anjou Cru Chenin Blanc Weinen. Hier kam wieder zum Ausdruck, was Chenin Blanc wirklich kann. Die Weine sind super schön elegant und spiegeln ihre Herkunft richtig toll wider. Wer sich hierfür interessiert sollte sich unbedingt mal genauer mit der Domaine de Bablut (die Weine findet ihr auch bereits in der Sternegastro, wie zum Beispiel im Geranium in Dänemark und Noma in Kopenhagen). Hier kann ich euch den Ordovicien 2019 sehr ans Herz legen, leicht oxidativ, immer noch sehr jung, charaktervoll und mit wenig Säure – ein hervorragender Essensbegleiter. Oder auch der Jarret de Montchenin 2018 von Chateau de Passavant, schön und sehr komplex, 18 monatiger Ausbau im Holz, sanfte Exotik und viel gelbes Steinobst.

Kaum genug Zeit sich mal komplett durchzuprobieren, da ging es schon weiter mit der Masterclass über die Enthüllung der verschiedenen Terroirs von Melon Blanc mit MW Beverley Blanning. Gleich vorne weg: Melon de Bourgogne wird hier nur noch Melon Blanc genannt, da es keinen Bezug ins Burgund gibt und dies sonst nur irreführend ist. Aber jetzt mal dazu, was Muscadet so alles kann, echt richtig toll. Mit einer Anbaufläche von ca. 9.000 ha und vier großen Appellationen: Muscadet Coteaux de la Loire, Muscadet Cotes de Grandlieu, Coteaux d’Ancenis Malvoisie sowie der Hauptregion Muscadet Sevre et Maine (mit knapp 60% der gesamten Produktionsmenge) spiegeln diese Weine immer die Nähe zum Atlantik wider. Es gibt 10 Cru-Lagen (Clisson, Gorges, La Pallet, Monnieres-Saint Ficare, Chateau Thebaud, La Haye Fouassiere, Goulaine, Vallet, Mouzillon Tillieres und Champtoceaux), wobei diese nur 3% der gesamten Produktion ausmachen, aber dafür sind dies auch tatsächlich richtige Finesse und Eleganz ins Glas. Besonders beeindruckt hat mich hier der Muscadet Sevre et Maine Chateau Thebaud 2018 von der Domaine Jeremie Huchet – ganze 52 (!) Monate war dieser Wein auf der Hefe und ist einfach super harmonisch, frisch, mineralisch mit einer schönen exotischen Saftigkeit.

Nach dem ganzen Weiss- und Roséwein wurde es mal wieder Zeit für Rot, und so ging es für uns nach Chinon, eine AOP im Bereich Touraine gelegen mit knapp 2.200 ha Rebfläche. Die Hauptrebsorte ist hier Cabernet Franc. Nach einem kurzen Foto-Stop beim Chinon Castle wurden wir von der Rabelais Weinbruderschaft empfangen und in die Caves Painctes geführt, ein wirklich beeindruckendes Tunnelnetz. Die Rabelais-Bruderschaft in Chinon, bekannt als “La Confrérie des Entonneurs Rabelaisiens”, ist eine traditionsreiche Weinbruderschaft, die sich der Förderung der Weine der Region und der Wahrung kultureller und gastronomischer Traditionen widmet. Die Bruderschaft ist nach dem berühmten französischen Schriftsteller François Rabelais benannt, der in der Region Chinon geboren wurde und dessen Werke stark von der lokalen Kultur und Gastronomie beeinflusst sind. Das Aufnahmeritual in die Rabelais-Bruderschaft ist ein feierlicher und symbolträchtiger Akt, der neue Mitglieder in die Gemeinschaft aufnimmt. 3 unserer Gruppenmitglieder wurden feierlich in die Bruderschaft aufgenommen und mussten einen Schwur auf die Weine des Chinons schwören. Im Anschluss gab es ein Lunch mit begleitenden Weinen aus der Region. An jedem Tisch waren auch zwei Winzer:innen mit dabei, so dass  nichts im Wege stand. Mein Tischnachbar war Vincent Couly vom gleichnamigen Weingut Pierre & Bertrand Couly, ein 20 ha großes Familienweingut. Der Les Blanc Closeaux 2021 aus Chenin Blanc war im Weissweinbereich der Winner. Vincent sprach übrigens Deutsch, da er einige Jahre in Deutschland gelebt hatte, sehr praktisch. Beim Cabernet Franc hatte Les Picasses 2018 von Domaine Olga Raffault ganz weit die Nase vorne.

Danach ging es zur Weinprobe in die mit wohl besondersten Weinberge von Clos Cristal, einem Weingut in Saumur-Champigny. Das Weingut Clos Cristal wurde im frühen 20. Jahrhundert von Antoine Cristal gegründet, einem visionären Winzer und Innovator, der im Jahr 1837 geboren wurde und 1931 verstarb. Antoine Cristal war bekannt für seine innovativen Methoden im Weinbau. Er pflanzte die Reben entlang von Mauern, die Löcher hatten, durch die die Reben wuchsen. Dies ermöglichte eine bessere Sonneneinstrahlung und Temperaturkontrolle. Die Cabernet Franc Weine des Clos Cristal sind bekannt für ihre Komplexität, ihre mineralischen Noten und ihre Fähigkeit, gut zu altern. Sie zeichnen sich durch Aromen von roten und schwarzen Beeren, Gewürzen und oft auch floralen Noten aus.

Im Anschluss ging die Verkostung weiterer Saumur-Champigny Weine im Keller des Weinguts weiter. Wie bei allen Verkostungen waren auch hier die jeweiligen Winzer mit vor Ort und stellten mit viel Leidenschaft ihre Weine vor.

Zum Dinner ging es wieder nach Saumur, in das historische Theater „Le Dome“ mit fantastischem Blick über die Stadt und auf die Loire. Vor dem anschließenden Dinner gab es noch einmal die Möglichkeit Cremants aus Saumur zu verkosten. Beeindruckend waren hier gleich zwei Schaumweine, die ich natürlich hier auch nennen möchte: Saumur Brut NV von Domaine de la Paleine (60% Chenin Blanc, 20% Chardonnay, 10% Cabernet Franc und 10% Grolleau Gris) sowie der Saumur Brut La Legende 2019 von der Domaine Saint Landor (50% Chenin Blanc und 50% Chardonnay).

Während des Dinners, bei welchem die Winzer vom Nachmittag aus Saumur-Champigny ihre Weine zu den jeweiligen Gängen begleitend ausschenkten, leisteten diese uns ebenfalls am Tisch Gesellschaft.  

Tag 4: 3 Shades of…. und Abschlussdinner


Wir starteten direkt nach dem Frühstück mit einer freien Verkostung unter dem. Motto „3 Shades of Sauvignon Blanc“ (Touraine, Touraine Chenonceaux und Touraine Oisly). Für alle die auf die schöne Exotik der Sauvigon Blancs aus dieser Region stehen, hier habe ich noch zwei Empfehlungen für euch: Touraine Sauvignon Blanc 2023 von Domaine de la Renaudie und von der Domaine Raphael Midoir der 2022er Sauvignon Blanc. Die Anbauregion Touraine umfasst ca. 5.000 ha Rebfläche und im Weissweinbereich hat ganz klar Sauvignon Blanc die Nase vorne. Beim Rotwein sind es Gamay und Cabernet Franc.

Aber auch Cot, oder besser bekannt als Malbec spielt hier eine wichtige Rolle und so ging es für uns weiter in die nächste Masterclass mit dem Thema „3 Shades of Cot (Malbec)“ mit Henri Chapon, MW: Kurz und kanckig, die Weine sind sehr reichhaltig und robust, obwohl sich das tatsächlich bei den meisten nicht im Alkoholgehalt widerspiegelt, sehr sympathisch. Hier ist mir insbesondere der 2018er „Tandem“ von der Domaine Jacky Marteau in Erinnerung geblieben. Der Wein ist eine Cuvee aus 60% Cot und 40% Cabenet Franc und zeigt sich im Mund mit ganz viel Vollmilch-Schokolade, Waldbeeren, Lakritz und einer schönen Würzigkeit.

Das schöne Wetter lud im Anschluss zu einem Gourmet-Picknick im Garten des Hotels ein. Der Lunch konnten wir in der Sonne mit einer Verkostung von Weinen aus Coteaux du Loir (100 ha Anbaufläche) und Coteaux du Vendomois (ebenfalls 100 ha Anbaufläche). Von Amandine et Xavier Fresneau hat mir der Xavier 2022 aus Coteaus de Loir besonders zugesagt, da er eine tolle Harmonie und Balance gepaart mit einer schönen Extraktsüße besaß.

Am Nachmittag ging es dann nach St. Nicolas de Bourgueil. Die einzige reine Rotwein-Appellation an der Loire. Auf knapp über 1.000 ha findet man hier fast zu 100% Cabernet Franc Rebstöcke. Hier haben uns die Winzer der Appellation empfangen und gemeinsam durften wir ihre Weine verkosten. Die Weine von Benoit Amirault von der Domaine Yannick Amirault haben in ganzer Linie überzeugt. Sowohl der 2023er La Source als auch der 2022er Les Malgagnes waren sehr harmonisch, tolles Säure-Frucht-Spiel und jetzt schon super angenehmen Tanninen.

Vor unserem letzten gemeinsamen Abendessen durfte eine weitere Verkostung natürlich nicht fehlen. Als Apero gab es also diesmal eine wirklich fantastische Auswahl an Cremant de Loire zu verkosten. Hier möchte ich euch auf keinem Fall verpassen, euch die Cremants von Langlois wärmstens ans Herz zu legen. Die waren durch die Bank weg richtig stark, insbesondere der Rosé Brut NV (78% Cabernet Franc und 12% Pinot Noir) und ganz besonders der Cadence Extra Brut 2017 (50% Chenin Blanc, 20% Chardonnay, 20% Pinot Noir und 10% Cabernet Franc). Hier bekommt ihr wirklich ganz viel Qualität und Eleganz ins Glas, richtig gut.

Genauso war dann auch das Abschlussdinner im Sternerestaurant des Hotels, welchem vom Sternekoch Thibaut Ruggeri nicht nur gekocht, sondern auch jeder Gang des 10-Gänge-Menüs persönlich annonciert wurde. Natürlich durfte auch hier die passende Weinbegleitung nicht fehlen. Was ein gelungener Abschluss dieser Reise. Wenn auch, ja ich bin was Sterne-Gastronomie angeht immer ziemlich anspruchsvoll, das Menü war leider nicht durchgehend stimmig und auf zu erwartenden Niveau. Die Weine haben es allemal wieder wett gemacht.

Tag 5: Heimreise


Heute hieß es nach dem Frühstück packen und die Heimreise antreten. Bus – Zug – Flugzeug – Auto und 10 Stunden später war ich dann wieder daheim. Vollgepackt mit tollen Erinnerungen und an vielen tollen Genussmomenten reicher. Danke Loire, wir sehen uns wieder.